Vor dem Hintergrund zahlreicher Renaturierungsmaßnahmen an Fließgewässern und deren Auen zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL), aus naturschutzfachlichem Anlass, zum Zwecke des Hochwasserschutzes sowie im Rahmen des Bundesprogramms „Blaues Band Deutschland“ steigt der Bedarf an standardisierten Erfolgskontrollen, um die „biologische Wirksamkeit“ von Renaturierungen im Hinblick auf unterschiedliche Zielvorstellungen zu messen.
Im Rahmen der „Machbarkeitsstudie zur biozönotischen Auenzustandsbewertung“ (Januschke et al. 2018), gefördert vom Bundesamt für Naturschutz, wurden erstmalig ein Grundschema für die Ermittlung biozönotischer Leitbilder sowie Grundzüge für ein leitbildbasiertes, biozönotisches Verfahren zur Auenzustandsbewertung und zur biologischen Erfolgskontrolle von Renaturierungsmaßnahmen entwickelt. Im F+E-Vorhaben „Erstellung eines praxistauglichen biologischen Verfahrens für eine biozönotische Bewertung des Auenzustands für die Bereiche Ufer und Aue an Fließgewässern“ wurde dieser Ansatz konkretisiert und das Verfahren für die zukünftige Anwendung als Handlungsempfehlung ausgearbeitet (https://www.bfn.de/publikationen/bfn-schriften/bfn-schriften-655-biozoenotische-erfolgskontrolle-von; Januschke et al. 2021a, b, 2024). Im Ergebnis steht damit ein einfach anwendbares, standardisiertes Verfahren zur Erfolgskontrolle von Renaturierungsmaßnahmen für Ufer und Auen von Gewässern mit einer Einzugsgebietsgröße > 100 km² zur Verfügung. Der Renaturierungserfolg kann anhand der Habitatausstattung und Kenngrößen der fünf Artengruppen Gefäßpflanzen, Land- und Wassermollusken, Laufkäfer, Amphibien und Vögel ermittelt werden.
In dem aktuellen Vorhaben „BioAu Praxistest“ (https://www.ufz.de/index.php?de=50549) wird das Verfahren getestet und für die Praxis optimiert. In dem Vorhaben werden zunächst umfangreiche existierende Daten zu Auenbiozönosen zusammengestellt und mit dem Bewertungsverfahren berechnet, zudem werden Methoden zur Erfassung der Artengruppen für eine standardisierte Erfolgskontrolle im Freiland auf ihre Praxistauglichkeit hin geprüft. Kern des Vorhabens bilden umfangreiche Freilanderfassungen zu den genannten Artengruppen an Abschnitten verschiedener Fließgewässer, die unterschiedliche Auenabschnittstypen repräsentieren. Mit den erhobenen Daten wird das Bewertungsverfahren getestet und optimiert. Abschließend wird das Verfahren mit einem Online-Softwaretool für die Praxis anwendbar gemacht. Im Ergebnis steht ein bundesweit anwendbares Verfahren, das alle Anwendungsschritte von Probestellenauswahl über Freiland- und Berechnungsmethoden bis hin zu Interpretationshilfen abdeckt und das in Zukunft deutschlandweit als Standard für die Bewertung von Maßnahmen in Flussauen eingesetzt werden kann.
Januschke, K., Jachertz, H. & D. Hering (2018): Machbarkeitsstudie zur biozönotischen Auenzustandsbewertung. Bundesamt für Naturschutz, Bonn Bad Godesberg. BfN-Skripten 484, 86 S. DOI: 10.19217/skr484.
Januschke, K., Hering, D., Stammel, B., Brunzel, S., Scholz, M., Rumm, A., Sattler, J., Foeckler, F., Fischer-Bedtke, C., Makiej, A. & T. Ehlert (2021): Biozönotische Auenzustandsbewertung zur Erfolgskontrolle – Auenmagazin, Heft 20: 20 -28. Magazin des Auenzentrums Neuburg a. d. Donau.
Januschke, K., Brunzel, S., Hering, D., Rumm, A., Scholz, M. & B. Stammel, B. (2021b): Digitaler Workshop zum Forschungs- und Entwicklungsvorhaben „Biozönotische Auenzustandsbewertung“ – Auenmagazin 20/2021, 54 - 55. Magazin des Auenzentrums Neuburg a. d. Donau.
Januschke, K., Hering, D., Scholz, M., Ehlert, T., Rumm, A. & B. Stammel (2024): Biozönotische Erfolgskontrolle von Renaturierungsmaßnahmen an Gewässerufern und in Auen. Wasser und Abfall 26, 6: 36-41.